Mittwoch, 14. März 2012

Der spielzeugfreie Kindergarten


Unsere Kinder haben Spielzeug im Überfluss. Das ist eine Tatsache. Selbst Eltern, die ihren Kindern „nie“ etwas schenken, haben ein übervolles Kinderzimmer, denn da sind ja noch die Großeltern, Paten, Onkel und Tanten, die sofort in die Bresche springen und „ihrem“ Kind natürlich etwas schenken.

Aus diesem Überfluss heraus kristallisiert sich die Frage, ob die Kinder überhaupt noch zum eigentlichen Spiel fähig sind, zu einem Spiel, bei dem Fantasie, Kreativität und Vorstellungskraft vonnöten sind.

Diese Überlegung steht im Vordergrund, wenn ein Kindergarten beschließt, zum spielzeugfreien Kindergarten zu werden. Manchmal ist es ein Experiment auf Zeit.
Kinder, die vorher auch im Kindergarten reichlich Spielzeug zur Verfügung hatten, werden dazu eingeladen, ihr Spielzeug in große Kisten zu verpacken und gemeinsam mit den Erziehern in Abstellkammern zu lagern.

Doch danach sollen Kinder zeigen, dass sie in der Lage sind, sich selbst zu beschäftigen. Ein Experiment, das gewagt erscheint, waren die Kinder doch bisher die Beschäftigung mit nur wenigen bis gar keinem Material nicht gewohnt.
 In der Regel werden bei so einem Experiment einige wenige Spielsachen im Kindergarten belassen.  Die Kinder müssen sich darauf einigen, wer damit spielen darf. Die übrigen Kinder werden sich zunächst langweilen.
Doch auch das ist Teil des Experiments. Kinder müssen lernen, ihre Langeweile auszuhalten. Denn daraus entsteht irgendwann Kreativität. Kindern, denen sofort Angebote gemacht werden, haben gar keine Möglichkeit mehr, die Kreativität in ihrem Inneren nach außen gelangen zu lassen. 

In diesem Sinne liegt einem spielzeugfreien Kindergarten eine existenzielle Erfahrung zugrunde. Wenn Kinder diese Erfahrung machen dürfen, werden sie auch im späteren Leben mit Leerzeiten besser umgehen können. So gesehen hilft der spielzeugfreie Kindergarten den Kindern frühzeitig, sich ihren Sinn nicht im Konsum, sondern im aktiven Tun zu suchen.

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