Seitdem die Bedeutung früher Förderung von Kleinkindern
immer mehr in der Gesellschaft ankommt, werden auch Rufe lauter nach einer
Akademisierung des Erzieherberufes. Es gibt zunehmend Angebote, die
Abiturienten damit umwerben, das Fach „Frühpädagogik“ zu studieren. Als
Argument wird ins Feld geführt, dass die Erzieherausbildung in Europa meist auf
Hochschulniveau stattfindet. Außerdem fehle es in Deutschland an
wissenschaftlichem Nachwuchs, der sich mit der frühkindlichen Lebensphase
auseinandersetzt, in der die Kinder doch ganz besonders lernfähig und prägbar
sind.
Auch wenn ich darin übereinstimme, dass Kinder in ihren
ersten Lebensjahren alles aufsaugen und deshalb Lernerfahrungen gegenüber
besonders aufnahmebereit sind, so kritisiere ich doch die Meinung, dass der
Erzieherberuf deshalb akademisiert werden sollte. Mir erscheint es als Abwertung einer sehr qualifizierten
fünfjährigen (in Bayern) Ausbildung, die neben einer zweijährigen theoretischen
Wissensvermittlung auch aus einem dreijährigen praktischen Wissenserwerb
besteht. Eine umfangreiche Facharbeit, in der sich sehr qualifiziert mit einem
Thema auseinandergesetzt wird, ist ebenfalls Bestandteil dieser Ausbildung.
Erzieher sind hochqualifiziert und topausgebildet. Niemand
kann ernsthaft glauben, dem Mangel an Erziehern kann damit abgeholfen werden,
indem immer höhere Anforderungen an eine sowieso schon qualifizierte Ausbildung
gestellt werden.
Eigentlich ist es sehr viel einfacher, den Mangel
abzustellen: Man müsste einfach die Bezahlung entsprechend anpassen. Jeder Facharbeiter
(mit Hauptschulabschluss und einer dreijährigen Ausbildung) verdient mehr als
eine Erzieherin. Solange dieses Verhältnis so ist, werden sich viele junge
Menschen für einen anderen Weg entscheiden.
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