Wenn man so durchs Internet streift, kann man viele
Meinungen zum Thema Erziehung lesen. Irgendwo fand ich eine Aussage, die mich
besonders getroffen hat: „Erziehung findet heute nicht mehr statt“ stand in
einem Forum als Meinungsäußerung. „Auch in Schule und Kindergarten wird nicht
erzogen“, meinte der Schreiber.
Als Frau vom Fach muss ich dem entschieden entgegen treten.
Sowohl in der Schule, als auch im Vorschulbereich sorgen sehr engagierte Lehrer
und Erzieher dafür, dass Kinder Grenzen erfahren, dass sie entsprechend
gefördert werden und dass Kinder Strukturen kennenlernen.
Ich kenne auch viele Eltern, die „Erziehung“ zu Hause
umsetzen. Sie lassen keineswegs alles durchgehen, stellen zu Hause Regeln auf,
achten auf die Einhaltung von Grenzen, überwachen den Medienkonsum ihrer Kinder
und vermitteln ihnen Geborgenheit und Liebe.
„Erziehung“ hat sich sicher gewandelt. Das was man früher
unter „Erziehung“ verstand, nämlich Disziplin und Rohrstock, gilt heute nicht
mehr. Zum Glück wollte ich schon schreiben, doch dann fiel mir ein, dass es
auch Leser gibt, die das keineswegs als Glück empfinden. Leser, die selber den
Rohrstock noch kennengelernt haben und deshalb denken, es wäre die einzige
Möglichkeit zur Bestrafung. Das mag auch dem Schreiber der eingangs erwähnten
Meinungsäußerung durch den Kopf gegangen sein, als er schrieb: „Erziehung
findet heute nicht mehr statt“.
Auch mit Trotzkindern müssen Eltern souverän umgehen
Aber es gibt durchaus andere Möglichkeiten, Kinder zu
strafen. Man kann Kinder beispielsweise früher zu Bett schicken, man kann die
Vorlesegeschichte am Abend streichen, Eltern können einen geplanten Ausflug
absagen, man kann das Kind auch eine Zeitlang aufs Zimmer schicken. Die Liste
lässt sich endlos fortsetzen.
Natürlich muss man sich vorher über Sanktionsmöglichkeiten
Gedanken machen. Es erfordert also einen gewissen Einsatz aller Beteiligten,
einen Einsatz, den die Prügelstrafe nicht forderte. Sie war jederzeit
einsetzbar.
Die heutigen Sanktionsmöglichkeiten erfordern auch von
Eltern einen hohen Durchhaltewillen. Wer sein Kind auf sein Zimmer schickt,
darf nicht weich werden, egal wie laut das Kind auch schreit und tobt.
Es ist irgendwie verständlich, dass Eltern deshalb die
Erziehung lieber dem Fachpersonal überlassen. Viele Kinder erfahren im
Kindergarten zum ersten Mal, dass es Regeln und Grenzen gibt. Nur, wer sein
Kind zu Hause nicht erzieht, darf sich nicht wundern, wenn das Kind nicht auf
die Eltern hört und letztlich sogar verhaltensgestört wird. In diesem Sinne
wünsche ich allen Eltern viel Kraft für die tägliche Erziehungsaufgabe!
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