Vereinbarkeit von Kind und Beruf ist ein Klischee
Doch wenn das Baby dann schließlich da ist, stellt „frau“
schnell fest, dass sich dieses kleine Wesen keinesfalls so problemlos in einen
stressigen Alltag integrieren lässt, wie uns das Hochglanzillustrierte, die
Medien und insgesamt die Gesellschaft weismachen wollen. Ein Baby ist kein
zusätzliches Hobby, dem man nachgeht, wenn gerade Zeit ist. Ein Baby ist eine
Dauerbeschäftigung, die 24 Stunden am Tag Forderungen an die Mutter stellt. Doch
halt, was ist mit dem Arbeitgeber? Der stellt ebenfalls Forderungen, und der
Ehepartner, die Freunde. Sie alle haben ihre Ansprüche an Sie. Schon vorher stellten Sie fest, dass Sie nach
einem Acht-Stunden-Tag nichts mehr brauchen. Jetzt haben Sie zwar Ihre Stunden reduziert,
aber auch nach vier Stunden lechzen Sie eigentlich nach einer Regenerationsphase.
Doch diese können Sie knicken, denn jetzt braucht Sie ihr Baby.
Vereinbarkeit von Kind und Beruf gelingt selten optimal
Man hat den Frauen gesagt: Wenn ihr gleichberechtigt seid,
habt ihr die Wahl. Ihr könnt wählen: zu Hause bei den Kindern bleiben, oder
Beruf und Kinder miteinander verbinden. Doch niemand hat die jungen Mütter
darüber aufgeklärt, welcher Stress auf sie wartet, wenn sie sich für die
Kombination Kind und Beruf entscheiden. Es erfordert das Organisationstalent
eines Managers und außerdem die Geduld eines Dalai Lamas, um nicht völlig
auszuflippen, wenn das quengelnde Kleinkind ausgerechnet in der
Kindertagesstätte feststellt, dass es sein Schmusetier zu Hause vergessen hat
und sich deshalb von nichts und niemand mehr beruhigen lässt. Sie müssen in
einer Viertelstunde zu einem wichtigen Termin. Deshalb bleibt keine Zeit, das
Schmusetier zu holen. Sie haben in einer solchen Situation immer ein schlechtes
Gewissen: Wenn Sie das schreiende Kind ohne Schmusetier in der
Kindertagesstätte lassen genauso, wie wenn Sie das Schmusetier holen, weil Sie
dann zu spät zu Ihrem Termin kommen.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist schwer
Und solche Situationen sind kein Einzelfall. Immer müssen Sie
wählen zwischen Pest und Cholera.
Die Emanzipation hat uns nicht nur Gutes gebracht, sondern
bürdet den Frauen die Last für Familie und Beruf auf. Auch wenn Männer
heutzutage kräftig in Erziehung und Haushalt mitmischen, ist das zwar eine
willkommene Unterstützung, doch die Hauptlast trägt meist die Frau.
Die Kombination Kind und Beruf funktioniert für eine Mutter
dann zufriedenstellend, wenn sie neben ihrem Mann auch noch auf andere helfende
Geister zurückgreifen kann, beispielsweise die eigenen Eltern, oder die
Schwiegereltern. Oder sie kann sich als gut bezahlte Spitzenkraft zusätzliches
Personal leisten, wie ein Au-Pair-Mädchen.
Eine Frau, die isoliert steht, weil alle Großelternteile
berufstätig sind, oder weit weg wohnen und weil auch sonst niemand greifbar
ist, wird immer mit dem Zwiespalt leben müssen, dass sie nie ganz für ihr Kind
da sein und sich auch nie vollständig auf die Arbeit konzentrieren kann.
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