Donnerstag, 25. April 2013

Mütter in der Zwickmühle

Frauen sind heute anders drauf, wie frühere Müttergenerationen. Sie wurden von Anfang an gleichberechtigt erzogen. Damals als „frau“ noch ein kleines Mädchen war, musste nicht nur sie in der Küche helfen, sondern auch der Bruder.  Als es daran ging, sich für einen Beruf zu entscheiden, hielt sie niemand zurück und sagte: „Du brauchst nicht studieren, du heiratest ja doch einmal.“ Deshalb hat sie einen ordentlichen Beruf  erlernt und vielleicht sogar studiert. Dann nach langen Jahren wollte sie endlich eine Familie gründen. Mit einem passenden Partner ist das kein Problem, so dachte sie jedenfalls. Soweit die Theorie.

Vereinbarkeit von Kind und Beruf ist ein Klischee

Doch wenn das Baby dann schließlich da ist, stellt „frau“ schnell fest, dass sich dieses kleine Wesen keinesfalls so problemlos in einen stressigen Alltag integrieren lässt, wie uns das Hochglanzillustrierte, die Medien und insgesamt die Gesellschaft weismachen wollen. Ein Baby ist kein zusätzliches Hobby, dem man nachgeht, wenn gerade Zeit ist. Ein Baby ist eine Dauerbeschäftigung, die 24 Stunden am Tag Forderungen an die Mutter stellt. Doch halt, was ist mit dem Arbeitgeber? Der stellt ebenfalls Forderungen, und der Ehepartner, die Freunde. Sie alle haben ihre Ansprüche an Sie.  Schon vorher stellten Sie fest, dass Sie nach einem Acht-Stunden-Tag nichts mehr brauchen.  Jetzt haben Sie zwar Ihre Stunden reduziert, aber auch nach vier Stunden lechzen Sie eigentlich nach einer Regenerationsphase. Doch diese können Sie knicken, denn jetzt braucht Sie ihr Baby.

Vereinbarkeit von Kind und Beruf gelingt selten optimal

Man hat den Frauen gesagt: Wenn ihr gleichberechtigt seid, habt ihr die Wahl. Ihr könnt wählen: zu Hause bei den Kindern bleiben, oder Beruf und Kinder miteinander verbinden. Doch niemand hat die jungen Mütter darüber aufgeklärt, welcher Stress auf sie wartet, wenn sie sich für die Kombination Kind und Beruf entscheiden. Es erfordert das Organisationstalent eines Managers und außerdem die Geduld eines Dalai Lamas, um nicht völlig auszuflippen, wenn das quengelnde Kleinkind ausgerechnet in der Kindertagesstätte feststellt, dass es sein Schmusetier zu Hause vergessen hat und sich deshalb von nichts und niemand mehr beruhigen lässt. Sie müssen in einer Viertelstunde zu einem wichtigen Termin. Deshalb bleibt keine Zeit, das Schmusetier zu holen. Sie haben in einer solchen Situation immer ein schlechtes Gewissen: Wenn Sie das schreiende Kind ohne Schmusetier in der Kindertagesstätte lassen genauso, wie wenn Sie das Schmusetier holen, weil Sie dann zu spät zu Ihrem Termin kommen.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist schwer

Und solche Situationen sind kein Einzelfall. Immer müssen Sie wählen zwischen Pest und Cholera.
Die Emanzipation hat uns nicht nur Gutes gebracht, sondern bürdet den Frauen die Last für Familie und Beruf auf. Auch wenn Männer heutzutage kräftig in Erziehung und Haushalt mitmischen, ist das zwar eine willkommene Unterstützung, doch die Hauptlast trägt meist die Frau.
Die Kombination Kind und Beruf funktioniert für eine Mutter dann zufriedenstellend, wenn sie neben ihrem Mann auch noch auf andere helfende Geister zurückgreifen kann, beispielsweise die eigenen Eltern, oder die Schwiegereltern. Oder sie kann sich als gut bezahlte Spitzenkraft zusätzliches Personal leisten, wie ein Au-Pair-Mädchen.
Eine Frau, die isoliert steht, weil alle Großelternteile berufstätig sind, oder weit weg wohnen und weil auch sonst niemand greifbar ist, wird immer mit dem Zwiespalt leben müssen, dass sie nie ganz für ihr Kind da sein und sich auch nie vollständig auf die Arbeit konzentrieren kann. 

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