Eine Scheidung ist für alle Betroffenen eine sehr schwierige
Situation. Damit meine ich noch nicht einmal die Gefühlslage, sondern die Situation
an sich.
Da wo vorher Vater + Mutter + Kinder waren, hat sich die
Konstellation völlig verändert. Jetzt leben die Mutter mit den Kindern und der
Vater extra. Manchmal auch der Vater mit den Kindern und die Mutter separat.
Größere Kinder ziehen eventuell vorschnell aus, weil weder Vater noch Mutter
nach der Scheidung genug Raum für alle hat.
Wie die Aufteilung auch aussieht, jedenfalls hat sich der
normale Alltag dadurch verändert. Ob diese Veränderung für alle zum Guten wird,
hängt davon ab, wie damit umgegangen wird.
Nicht der Vater, oder die Mutter sind die Bösen. Es ist der
Umgang mit dem Sachverhalt, der das Ganze für die Kinder unerträglich und damit
„böse“ macht, bzw. machen kann.
Mutter und Vater müssen sich darüber im klaren sein, dass
sie sich scheiden lassen, um für sich selber bessere Lebensbedingungen zu
schaffen. Damit diese Verbesserung eintritt, müssen sie sich genau überlegen,
wie das künftige Zusammenleben aussehen wird.
Dazu gehört eine klare Umgangsregelung mit dem Expartner.
Welche Möglichkeiten hat dieser die Kinder zu sehen und dieses Zusammensein
positiv zu gestalten? Es gibt Familien, die anfangs mit dieser Frage gar nicht
umgehen können, einfach, weil es zu viele Verletzungen gibt, die sich die
Ehepartner gegenseitig zugefügt haben.
In diesem Fall mag es sogar von Nutzen sein, wenn der
ausgezogene Partner eine Zeitlang auf sein Umgangsrecht zugunsten aller
Beteiligten verzichtet. Doch wenn beide Partner wieder aufeinander zu gehen
können, sollte eine zufriedenstellende Umgangsregelung mit den Kindern
getroffen werden.
Im Grunde ist es nicht nötig, den Partner schlecht zu
machen. Die Kinder werden sich so, oder so irgendwann eine eigene Meinung
bilden.
Schwierig ist natürlich auch, wenn einer der beiden Partner
einen neuen Lebensgefährten hat, der möglicherweise auch noch eigene Kinder
hat. In diesem Fall wird die Familie eine richtige Patchwork-Familie. Jetzt hat
man es nicht nur mit dem Ex-Partner zu tun, sondern auch mit dessen neuem
Partner und eventuell sogar mit den Kindern des eigenen neuen Partners.
Für die Kinder sind solche Situationen natürlich sehr
schwierig zu meistern, kommt es dadurch doch zu vollkommen neuen
Familienkonstellationen mit allen damit verbundenen Gefühlen, wie auch
Sympathie, Antipathie, Neid und Missgunst. Nur weil die neuen Partner sich
mögen, heißt das für das Kind noch lange nicht, dass es auch seine neuen „Stiefgeschwister“
mag.
Wer eigene Kinder betreut und dann noch die Kinder des neuen
Partners muss das mit viel Fingerspitzengefühl tun. Denn hier kann es leicht zu
Miss-Stimmungen kommen. Schnell fühlt sich irgendjemand zurückgesetzt.
Gemeinsame Unternehmungen müssen generalstabsmäßig geplant werden, damit alle
auf ihre Kosten kommen.
Die Verantwortung für eigene Kinder übernehmen heißt diese
Verantwortung auch dann weiterzuführen, wenn eine Ehe scheitert. Dabei hat
keiner der Partner das Recht, den Verantwortungsbereich des anderen zu
beschneiden, nur weil der jetzt nicht mehr in der gemeinsamen Wohnung wohnt.
Elternverantwortung bleibt eine gemeinsame, mit, oder ohne Scheidung.
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