Freitag, 17. Januar 2014

Eingewöhnung in der Kinderkrippe: Ein Kleinkind erzählt

Ich bin 18 Monate alt und heiße Mia. Meine Mama muss wieder arbeiten. Was das ist, weiß ich nicht. Mama hat es mir erklärt, aber ich hab das wieder vergessen. Da kann ich machen was ich will: Wörter, die so schwer sind, kann ich mir nicht merken. Ich weiß nicht, was „Arbeit“ ist, vielleicht so was wie „Spielen“? Jedenfalls hat Mama immer weiter geredet. Ich habe das auch nicht verstanden. Irgendwas mit Krippe und dass die kleine Mia dort bleiben soll. Aber was meint sie nur damit? Irgendwann habe ich mit Weinen angefangen, denn dann hat sie aufgehört. Später musste ich schlafen.

Krippenerfahrung einer Eineinhalbjährigen

Als die Mama mich am nächsten Tag anzog, war sie irgendwie anders. Sie hatte gar keine Ruhe. Immerzu schaute sie auf das runde Ding, das sie „Uhr“ nennt. Sie war auch viel schneller als sonst. Klar, dass ich mich in meinem Hemdchen verheddert habe. Das Loch für den Kopf muss über Nacht woanders hingeraten sein. Doch schließlich hat Mama es doch noch gefunden und mir das Hemd übergezogen. „Schnell, schnell“, rief die Mama. Ich wusste gar nicht weshalb eigentlich. Aber ich konnte auch gar nicht richtig zuhören, denn ich musste ja erst meine Schuhe anziehen. Das konnte ich schon selber und sagte das auch: „Selber machen“. Mama nahm mir ungeduldig den Schuh weg und wollte ihn mir überstülpen. Doch nicht mit mir. Ich protestierte heftig. Die Mama war jetzt richtig ruppig mit mir. Sie zog mich einfach an, klemmte mich unter ihren Arm und verfrachtete mich in Windeseile in den Kindersitz im Auto. Danach fuhren wir… ich weiß auch nicht… Jedenfalls hielt sie an und holte mich wieder aus meinem Sitz. Dann trug sie mich zu einem Haus. Dabei konnte ich doch schon laufen! Dort erklärte sie mir, dass wir jetzt in der Kinderkrippe sind. Ich sah sie nur verständnislos an. Sie brachte mich hinein, zog meine Sachen aus und Hausschuhe an, wo ich doch Hausschuhe nur daheim trage.

Erste Tage in der Kinderkrippe

Dann war da auf einmal eine fremde Frau, die mich anlachte. Ich schaute schnell weg. Meine Mama zeigte mir die Krippe, wie sie das Ganze nannte. Viele Kinder krabbelten über den Boden, oder saßen auf Stühlchen. Mir war das alles viel zu viel. Lauter fremde Leute! Ich wollte wieder nach Hause. Deshalb fing ich an zu schreien. Ich brüllte solange bis mich meine Mama wieder mit nach Hause nahm.
Was war ich froh, als ich wieder daheim war. Ich dachte, das hätte ich jetzt hinter mir. Doch weit gefehlt! Noch einmal schlafen und ich musste schon wieder dorthin! Dasselbe Spiel wie gestern. Vielleicht sollte ich lieber nicht schreien? Vielleicht gehen wir dann schneller wieder heim und ich muss nicht nochmal dorthin? Also blieb ich ruhig. Ich lachte sogar die fremde Frau einmal an. Sie lachte unaufhörlich zurück und glaubte wohl, mich dadurch dazu zu bringen, dass ich noch mal lachte. Aber den Gefallen tat ich ihr nicht!

Spielverhalten in der Eingewöhnungszeit

Zum Glück spielte sie nicht mit mir. Das wäre ja noch schöner. Die Mama spielte auch nicht mit mir. Sie saß einfach auf einem Stuhl und machte gar nichts. Mir war langweilig. Immer wenn ich Mama einen Baustein brachte, meinte sie nur, ich soll alleine bauen, oder den Baustein einem anderen Kind geben. Ich fand die anderen Kinder doof. Manche schrien auch. Eigentlich wollte ich nur wieder heim. Endlich hatte die Mama auch genug und wir gingen.
Was war ich froh. Leider wiederholte sich das Spiel am nächsten Tag wieder.

Erstkontakt mit der Erzieherin durch das Kind

Wenn die Mama nicht mit mir spielen will, gebe ich den Baustein der fremden Frau. Das dachte ich mir und tat das dann auch. Die freute sich zumindest darüber. Am nächsten Tag spielte ich mit der Frau und auch mit einem Kind. Da wird sich die Mama ärgern, wenn ich nicht mit ihr spiele, dachte ich. Dann schaute ich zu dem Stuhl, auf dem die Mama saß. – Doch der war leer! Ich schaute mich um – nichts. Meine Mama war weg! Ich fing sofort das Brüllen an. Ich wollte meine Mama wieder haben! Jetzt! Sofort! Doch das nützte nichts. Ich schrie und schrie und schrie. Endlich, endlich kam die Mama wieder.
Weg, sofort, gleich! Ich wollte nur noch weg! Die Mama nahm mich mit und ging mit mir nach Hause. Trotzdem brachte sie mich am nächsten Tag wieder in die „Krippe“. Diesmal blieb sie die ganze Zeit auf ihrem Stuhl. Am nächsten Tag aber nicht. Da haute sie einfach wieder ab. Doch ich wusste: Wenn ich lange genug schreie, kommt die Mama wieder zurück. Und wirklich: sie kam um mich zu holen.

Am nächsten Tag dauerte es sehr lange bis die Mama wiederkam, deshalb hörte ich am drauffolgenden Tag mit dem Schreien auf. Es hat ja gar keinen Zweck. Die Mama kommt ja eh nicht. Dann spielte ich lieber mit den anderen Kindern. Die fremde Frau war auch ganz nett.   

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