Ich bin 18 Monate alt und heiße Mia. Meine Mama muss wieder
arbeiten. Was das ist, weiß ich nicht. Mama hat es mir erklärt, aber ich hab
das wieder vergessen. Da kann ich machen was ich will: Wörter, die so schwer
sind, kann ich mir nicht merken. Ich weiß nicht, was „Arbeit“ ist, vielleicht
so was wie „Spielen“? Jedenfalls hat Mama immer weiter geredet. Ich habe das
auch nicht verstanden. Irgendwas mit Krippe und dass die kleine Mia dort
bleiben soll. Aber was meint sie nur damit? Irgendwann habe ich mit Weinen
angefangen, denn dann hat sie aufgehört. Später musste ich schlafen.
Krippenerfahrung einer Eineinhalbjährigen
Als die Mama mich am nächsten Tag anzog, war sie irgendwie
anders. Sie hatte gar keine Ruhe. Immerzu schaute sie auf das runde Ding, das
sie „Uhr“ nennt. Sie war auch viel schneller als sonst. Klar, dass ich mich in
meinem Hemdchen verheddert habe. Das Loch für den Kopf muss über Nacht woanders
hingeraten sein. Doch schließlich hat Mama es doch noch gefunden und mir das
Hemd übergezogen. „Schnell, schnell“, rief die Mama. Ich wusste gar nicht
weshalb eigentlich. Aber ich konnte auch gar nicht richtig zuhören, denn ich
musste ja erst meine Schuhe anziehen. Das konnte ich schon selber und sagte das
auch: „Selber machen“. Mama nahm mir ungeduldig den Schuh weg und wollte ihn
mir überstülpen. Doch nicht mit mir. Ich protestierte heftig. Die Mama war
jetzt richtig ruppig mit mir. Sie zog mich einfach an, klemmte mich unter ihren
Arm und verfrachtete mich in Windeseile in den Kindersitz im Auto. Danach
fuhren wir… ich weiß auch nicht… Jedenfalls hielt sie an und holte mich wieder
aus meinem Sitz. Dann trug sie mich zu einem Haus. Dabei konnte ich doch schon
laufen! Dort erklärte sie mir, dass wir jetzt in der Kinderkrippe sind. Ich sah
sie nur verständnislos an. Sie brachte mich hinein, zog meine Sachen aus und Hausschuhe
an, wo ich doch Hausschuhe nur daheim trage.
Erste Tage in der Kinderkrippe
Dann war da auf einmal eine fremde Frau, die mich anlachte.
Ich schaute schnell weg. Meine Mama zeigte mir die Krippe, wie sie das Ganze
nannte. Viele Kinder krabbelten über den Boden, oder saßen auf Stühlchen. Mir
war das alles viel zu viel. Lauter fremde Leute! Ich wollte wieder nach Hause.
Deshalb fing ich an zu schreien. Ich brüllte solange bis mich meine Mama wieder
mit nach Hause nahm.
Was war ich froh, als ich wieder daheim war. Ich dachte, das
hätte ich jetzt hinter mir. Doch weit gefehlt! Noch einmal schlafen und ich
musste schon wieder dorthin! Dasselbe Spiel wie gestern. Vielleicht sollte ich
lieber nicht schreien? Vielleicht gehen wir dann schneller wieder heim und ich
muss nicht nochmal dorthin? Also blieb ich ruhig. Ich lachte sogar die fremde
Frau einmal an. Sie lachte unaufhörlich zurück und glaubte wohl, mich dadurch
dazu zu bringen, dass ich noch mal lachte. Aber den Gefallen tat ich ihr nicht!
Spielverhalten in der Eingewöhnungszeit
Zum Glück spielte sie nicht mit mir. Das wäre ja noch
schöner. Die Mama spielte auch nicht mit mir. Sie saß einfach auf einem Stuhl
und machte gar nichts. Mir war langweilig. Immer wenn ich Mama einen Baustein
brachte, meinte sie nur, ich soll alleine bauen, oder den Baustein einem
anderen Kind geben. Ich fand die anderen Kinder doof. Manche schrien auch. Eigentlich
wollte ich nur wieder heim. Endlich hatte die Mama auch genug und wir gingen.
Was war ich froh. Leider wiederholte sich das Spiel am
nächsten Tag wieder.
Erstkontakt mit der Erzieherin durch das Kind
Wenn die Mama nicht mit mir spielen will, gebe ich den
Baustein der fremden Frau. Das dachte ich mir und tat das dann auch. Die freute
sich zumindest darüber. Am nächsten Tag spielte ich mit der Frau und auch mit
einem Kind. Da wird sich die Mama ärgern, wenn ich nicht mit ihr spiele, dachte
ich. Dann schaute ich zu dem Stuhl, auf dem die Mama saß. – Doch der war leer!
Ich schaute mich um – nichts. Meine Mama war weg! Ich fing sofort das Brüllen
an. Ich wollte meine Mama wieder haben! Jetzt! Sofort! Doch das nützte nichts.
Ich schrie und schrie und schrie. Endlich, endlich kam die Mama wieder.
Weg, sofort, gleich! Ich wollte nur noch weg! Die Mama nahm
mich mit und ging mit mir nach Hause. Trotzdem brachte sie mich am nächsten Tag
wieder in die „Krippe“. Diesmal blieb sie die ganze Zeit auf ihrem Stuhl. Am
nächsten Tag aber nicht. Da haute sie einfach wieder ab. Doch ich wusste: Wenn
ich lange genug schreie, kommt die Mama wieder zurück. Und wirklich: sie kam um
mich zu holen.
Am nächsten Tag dauerte es sehr lange bis die Mama
wiederkam, deshalb hörte ich am drauffolgenden Tag mit dem Schreien auf. Es hat
ja gar keinen Zweck. Die Mama kommt ja eh nicht. Dann spielte ich lieber mit
den anderen Kindern. Die fremde Frau war auch ganz nett.
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